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Spongebob, Kim Possible & Co. - Von wilden Kerlen und cleveren Girls

E. Ponocny-Seliger

Fragen Sie einmal ihr Kind, ob es glaubt, dass es mehr Buben oder Mädchen in seinen Lieblingsserien gibt. „Sind eh’ gleich viele, oder?“ Ein Tag Kinderprogramm zeigt uns aber sofort: Auch das Kinderprogramm ist ‚a man‘s’ - nein Verzeihung, natürlich ‚a boy’s world’. Oder in harten Zahlen: 20 Serien macht 264 Figuren, und davon sind 177 (67%) männlich und 87 (33%) weiblich. Ok, wie steht’s mit der Heldin/dem Helden in diesen 20 Serien? Kim Possible, Lilo, Sam aus Totally Spies und Will aus W.i.t.c.h bekommen noch von der guten alten Biene Maja Unterstützung, aber das war’s; 5 ganze Mädels sind die Erstgenannten im Serienguide, das macht genau 25%.

Nachdem jetzt aber nicht davon ausgegangen werden kann, dass auch mehr Buben fernsehen – das machen nämlich wirklich alle Kids gleichermaßen gern und häufig – fragt man sich: Warum ist das so?

Warum wird hier nicht auf Ausgeglichenheit geachtet – vielleicht damit die kleinen Mädchen sich später nicht wundern und das 2:1 Verhältnis gleich normal finden?

Mein Sohn neben mir versucht mich zu trösten: „Schau Mama, dafür sind die Mädchen immer die G’scheiten und nur die Buben die Dummen!“ Hoffnungsvoll zücke ich den Bleistift und identifiziere unter tatkräftiger Hilfe einer motivierten Kindergruppe 30 dumme oder irgendwie verrückte Figuren, darunter ganze 2 Mädchen, also 7%. Stimmt also, die Blöden sind eher die Buben - also so wie bei den Serien, liebe Mamas und Papas! Intelligente Figuren, Genies oder wenigstens Streber lassen sich 36 finden, darunter immerhin 12 Mädchen (33%), was halt genau der Frauenquote generell entspricht. Also nix da – Mädchen werden nicht intelligenter dargestellt als Buben.

„Die Bösen sind aber männliche Wichte“, mein Sohn gibt nicht auf und wir zählen flugs 67 böse oder wenigstens sehr gemeine Figuren; davon sind 49 (73%) männlich, was wirklich etwas über der Kinderserien-Männerquote liegt.

Also, liebe Mädchen, macht Euch nichts draus, ihr kommt im Kinderprogramm zwar nicht so häufig vor wie die Buben, aber dafür sind die besonders dumm und böse – zweimal Unrecht macht ja bekanntlich Recht.

Und nur weil ich meinem Sohn zeigen will, dass das Fernsehen auch mit den Buben ‚Sch.... umgeht’, zählen wir dann noch alle Figuren, die ein bisschen behindert oder irgendwie anders sind. 27 lassen sich finden, und davon sind 25 (93%) Buben. Also fassen wir zusammen: Buben sind dumm, böse und anders.

Verlieben tun sich dafür nicht nur die Mädchen – immerhin 49% der verliebten Figuren sind männlich!

Die Tatsache, dass die Quote gezeigter Mamas genau der Quote gezeigter Papas entspricht, nämlich 50%, stimmt uns auch nur dann zufrieden, wenn wir vergessen, dass die Grundquote an Männern ja 67% beträgt – relativ gesehen gibt es daher weniger Papas als Mamas.

Vielleicht spiegelt das Kinderprogramm ja nur die harte Realität wieder, und nur verbohrte ‚Emanzen-Mamas’ wie ich können damit nicht leben, vielleicht aber hätten auch Kinder Anspruch auf mehr Gendersensibilität!